Oktober 2023


Nur ein kleiner Piks …

So überwinden Sie Ihre Angst vor der Insulinspritze

Ein Stich mit einer Nadel gehört wohl für alle Menschen nicht unbedingt zu den Dingen, die sie gerne über sich ergehen lassen. Viele Menschen mit Diabetes scheuen sich daher lange vor einer Insulintherapie, da sie wissen, dass diese Therapieform mit täglichen Injektionen verbunden ist – und dass sie sich diese in den meisten Fällen sogar selbst verabreichen müssen. Erfahren Sie hier, was es mit der Angst vor Spritzen auf sich hat und wie Sie sie überwinden können.

Woher kommt die Angst?

Angst ist an sich etwas Gutes – eine natürliche Reaktion auf potenziell gefährliche Situationen. Ein Schutzmechanismus, der uns dazu bringt, besonders vorsichtig zu sein und unnötigen Gefahren aus dem Weg zu gehen. Manchmal kann es jedoch sein, dass sich die Angst verselbstständigt und sich unserer rationalen Kontrolle und einer nüchternen Risikoabwägung entzieht.

Dann hält uns die Angst von an sich harmlosen Objekten fern, etwa von Vögeln / Katzen, wenn jemand an einer Phobie leidet, einer krankhaften Form von Angst. Oder sie hält uns von Dingen ab, von denen wir „eigentlich“ wissen, dass sie gut für uns sind – wie etwa die Insulininjektionen, die den Blutzuckerspiegel ins Gleichgewicht bringen sollen.

In vielen Fällen spielt dabei eine Rolle, dass unsere früheren Erfahrungen mit Spritzen und Nadeln – etwa bei Blutabnahmen oder Impfungen – eine Art Abdruck, eine negative Bewertung in unserem Gedächtnis hinterlassen haben. Diese negative Prägung übertragen wir auf ähnliche Situationen in der Zukunft.

Sowohl bei übersteigerten Ängsten als auch bei echten Phobien gilt: Uns ist auf der Verstandesebene bewusst, dass wir irrational handeln, dass unsere Angst keinen „Sinn“ hat. Aber trotzdem scheint die Angst als Gefühl stärker zu sein als das, was unser Verstand sagt. Es hilft daher wenig, der Angst vor Spritzen auf rationalem Wege oder mit „vernünftigen“ Argumenten beikommen zu wollen. Vielversprechender ist es, die Angst mit kleinen Tricks zu überlisten und sie so nach und nach in den Hintergrund treten zu lassen.

Was kann man gegen die Angst tun?

Das beste Mittel, die Angst vor Spritzen hinter sich zu lassen, ist: die bisherigen emotionalen Bewertungen des Spritzens und des Stechens mit Nadeln mit neuen, positiven Erfahrungen zu überschreiben. Das kann Ihnen dabei helfen:

1

Informieren Sie sich gründlich über die Insulintherapie. Durch ein genaues Verständnis der Therapie und der Vorteile, die Ihnen die Behandlung bietet, werden Sie insgesamt eine positive Einstellung zur Insulintherapie gewinnen – und das wirkt sich auch auf Ihre Ängste und Ihre Schmerzwahrnehmung aus!

2

Nehmen Sie eine Patientenschulung zur Durchführung der Insulininjektionen in Anspruch. Vermutlich wird Ihnen Ihre Arztpraxis von sich aus eine solche Schulung anbieten. Sprechen Sie andernfalls Ihren Arzt oder Ihre Ärztin darauf an. Im Rahmen der Schulung wird Ihnen auch gezeigt, wie Sie die Injektionen möglichst schmerzfrei verabreichen können.

3

Geben Sie sich selbst ausreichend Zeit, um Routine mit dem Spritzen zu bekommen. Wenn Ihr Gehirn wiederholt die Erfahrung macht, dass die Injektionen nicht oder kaum weh tun, wird die Angst vor den Spritzen automatisch schwinden.

4

Probieren Sie unterschiedliche Stellen für die Injektion aus. So finden Sie heraus, an welchen Körperstellen Sie schmerzempfindlicher sind und an welchen weniger. Grundsätzlich sind folgende Bereiche für die Insulininjektion geeignet: Bauch, Oberschenkel, Gesäß, nach spezieller Schulung auch der Oberarm. Wichtig: Die Einstichstellen müssen fortlaufend gewechselt werden!

5

Achten Sie bewusst darauf, Ihre Muskulatur bei der Injektion zu entspannen. Der Einstich in einen angespannten Muskel ist schmerzhafter als in lockeres, entspanntes Gewebe.

6

Nutzen Sie allgemein bewährte Entspannungstechniken. Autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Meditation, aber auch Yoga oder Tai-Chi können Ihnen helfen, insgesamt zu mehr Ausgeglichenheit zu finden und ihre Angst loszulassen.

7

Sprechen Sie bei anhaltenden Problemen Ihren Arzt oder Ihre Ärztin an. Eventuell kann durch eine Anpassung der Nadellänge erreicht werden, dass die Injektion weniger schmerzt. Möglicherweise ist auch die Patientenschulung am Beginn der Insulintherapie etwas knapp ausgefallen, sodass Sie nicht alle Empfehlungen für eine möglichst schmerzfreie Injektion behalten konnten. Hier kann eine Auffrischung helfen!

Und wenn alles nichts hilft?

Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, ob eine Insulinpumpe für Sie sinnvoll sein könnte. Dabei wird mithilfe einer kleinen, am Körper getragenen Pumpe über einen dünnen Schlauch kontinuierlich Insulin in das Unterhautfettgewebe am Bauch abgegeben. Die Insulininjektionen mit einer Spritze oder einem Pen fallen somit weg. Ganz ohne Stechen geht es jedoch auch hier nicht, denn der dünne Schlauch für die Insulin-Verabreichung (Katheter) muss mehrmals in der Woche gewechselt werden, wozu ebenfalls Einstiche nötig sind. Viele Patient*innen empfinden jedoch die Häufigkeit des Stechens als Erleichterung.

Und apropos „Spritze“: Heutzutage werden zur Insulininjektion moderne Insulin-Pens verwendet. Die Nadeln sind so fein geschliffen, dass Sie die Injektion gar nicht oder kaum spüren werden. Haben Sie Vertrauen!

MAT-DE-2302998-1.0-7/2023